Bewegt und Beachtet: Die Geschichte Bad Schussenrieds
Es ist eine bewegte Geschichte, auf welche die Stadt Bad Schussenried zurückblickt. Bereits im Jahr 1153 wurde „Shouzenried“ urkundlich erwähnt. Die ersten Siedlungen um Schussenried dürften jedoch bereits im siebten oder achten Jahrhundert entstanden sein – davon zeugen zahlreiche archäologische Funde, welche weltweit Beachtung finden.
Archäologische Funde mit weltweiter Bedeutung: Räder, Achsfragmente, Pfahlbauten
1866 fanden Archäologen einen altsteinzeitlichen Lagerplatz von Jägern und Sammlern, welcher zu den ersten altsteinzeitlichen Funden in Mitteleuropa gehört. Jungsteinzeitliche Pfahl- und Moordörfer wurden Ende des 19. Jahrhunderts bei Aichbühl, etwa 1,5 Kilometer nördlich der Schussenquelle, im Moor des Federseerieds bei Ausgrabungen entdeckt.
Ein großes, schweres Scheibenrad sowie drei zierlicher gebaute Räder - aus Holz gefertigt und mit rechteckigem Achsloch – sowie das Fragment einer Achse, fanden Archäologen im Jahr 2009 in einem verlandeten See im Enzisholz bei Olzreute.
Sowohl die Beschaffenheit der Funde als auch die präzise Form, welche diese aufweisen, sind beeindruckend: Die Radscheiben wurden aus Ahornholz gefertigt, mit schwalbenschwanzförmigen Einschubleisten aus Esche. Die feineren Räder zeigen technische Besonderheiten: Ihre Oberflächen wurden durch sorgfältiges Wenden im Feuer imprägniert und die Achslöcher durch konvex ausbiegende Wandungen in eine spezielle Form gebracht - eine technische Optimierung, welche uns staunen lässt.
Zwei Konstruktionsprinzipien eines Wagens: 2900 - 2897 vor Christus
Aus den Achsfragment- und Radfunden, die zu den weltweit ältesten gehören, schließen Archäologen mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen, dass nördlich der Alpen bereits zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. zwei Konstruktionsprinzipien eines Wagens bekannt waren. Der Fundhorizont wird auf 2900 - 2897 v. Chr. datiert.
Die Räder saßen fest auf einer Achse, die unter dem Wagenkörper rotierte. Das gefundene Achsfragment zeigt deutliche Abriebspuren dieser Rotationsbewegung. Vermutlich handelte es sich um zweirädrige Dreieckswagen, die von Rindern gezogen wurden. Davon zeugen Felsbilder, die in den Alpen entdeckt wurden.
Im selben Siedlungszusammenhang wurde in Olzreute ein kleines Modellrad gefunden, das ebenfalls aus Ahornholz gefertigt wurde. Mit seinem runden Achsloch gehört es zu einem anderen Wagentyp: dieser wies feststehende Achsen und rotierende Räder auf und ist vom Vorderen Orient bis nach Nordeuropa bekannt.
Kloster Schussenried: von 1183 über die Barockzeit bis heute
1183 gründeten die Ortsherren Konrad und Beringer das Prämonstratenserkloster, das zunächst Probstei des Klosters Weißenau war, ehe es 1441 zur Abtei erhoben wurde. Spätestens 1496 hatte es durch Schutzbriefe und Privilegien die Reichsunmittelbarkeit erreicht, seit 1521 durfte es zudem uneingeschränkt die hohe Gerichtsbarkeit, den Blutbann, ausüben.
Verwüstungen und Neuaufbau
1525 plünderten aufgebrachte Untertanen die Klostergebäude und hinterließen verwüstete Gebäude. Auch im 30-jährigen Krieg, 1647, kam es zu schweren Gebäudeschäden, dieses Mal durch schwedische Truppen. Der Wiederaufbau erfolgte 1663.
Barocker Konventbau mit Bibliothekssaal
Der Barocke Konventbau wurde 1755 – 1763 durch Jakob Emele erbaut und beherbergt einen ganz besonderen Schatz: einen der sicherlich schönsten barocken Bibliothekssäle Süddeutschlands. Dieses spätbarocke Gesamtkunstwerk beherbergt ein einzigartiges Zusammenwirken von Malerei, Skulptur und Stuckatur. Aus Kostengründen wurden die Bauarbeiten 1763 verfrüht eingestellt, so dass der Klosterneubau unvollendet blieb. Bis auf den um 1840 abgerissenen Ostflügel ist das Kloster heute mit Teilen des alten und neuen Klosters erhalten.
1803 bis heute
Am 25.02.1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert und an den Grafen von Sternberg-Manderscheid übergeben. Nur drei Jahre später wurde Schussenried württembergisch. Die gräfliche Standesherrschaft veräußerte das Klostergebäude 1835 an das Königreich Württemberg, welches 1837 ein Hüttenwerk (heute Wilhelmshütte der SHW Wasseralfingen GmbH) errichtete. 1845 erfolgte die Errichtung des Psychiatrischen Landeskrankenhauses im Neuen Kloster (Heute Zentrum für Psychiatrie). Bis heute ist das Törle, das den ehemaligen Haupteingang zum Kloster bildet, das Wahrzeichen der Stadt.
Weitere Informationen: www.kloster-schussenried.de
Bad Schussenried heute
Bad Schussenried wurde 1947 zur Stadt erhoben, seit 1966 darf sie den Titel „Bad“ führen. Heute zählt das Klosterstädtchen, wie die Einheimischen „ihr“ Schussenried gerne nennen, drei Stadtteile, 10 Ortsteile und insgesamt 9126 Einwohner. Bad Schussenried liegt 570 - 630 Meter über dem Meeresspiegel, erstreckt sich über eine Fläche von 55,02 km² und befindet sich zwischen Donau, Iller und Bodensee mitten im Herzen Oberschwabens. Die Stadt ist Teil der Oberschwäbischen Barockstraße, des Jakobsweg sowie der Dichter- und Mühlenstraße.
Ein Mosaik aus sanften Hügeln, Wiesen und Wäldern, einer Vielzahl von Seen und Weihern, geheimnisvollen Ried- und Moorlandschaften und in der Ferne die Alpen prägen das Bild der oberschwäbischen Landschaften in Bad Schussenried.
Das Stadtwappen
Vermutlich legte die Abtei Schussenried das Wappen fest: Ein in silber (heraldisch) linksgewendeter doppelschwänziger roter Löwe. Der Löwe gilt als apokryphe Wappenfigur der Herren von Schussenried.
Nachdem er schon im Wappen der Prämonstratenserabtei Schussenried als Hinweis auf die Klosterstifter enthalten gewesen war, erscheint er seit langem auch in den Gemeindesiegeln. Nach der Erhebung zur Stadt hat der Gemeinderat 1948 die jetzige Gestalt des Wappens bestätigt.