UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen: Olzreute-Enzisholz bei Bad Schussenried gehört dazu
Die prähistorischen Pfahlbauten sind eine der wichtigsten archäologischen Quellen für die Erforschung der Welt hinsichtlich der frühen europäischen Agrargesellschaften sowie der frühen Menschheitsgeschichte zwischen 5.000 und 500 vor Christus. Daher hat die UNESCO - im Jahr 2011 - 111 Pfahlbaufundstellen in sechs Ländern um die alpinen und subalpinen Gebiete in Europa zum Welterbe ernannt. Sechs Moorsiedlungen in Oberschwaben gehören zu der Liste schützenswerter UNESCO-Kulturgüter – vier davon liegen in unmittelbarer Nähe des Federsees, eine davon in Olzreute-Enzisholz bei Bad Schussenried.
Die Fundstellen und ihre Bedeutung
Die Fundstellen befinden sich unter Wasser, an Seeufern, entlang von Flüssen oder in Feuchtgebieten. Da feuchte Böden hervorragende Konservierungsbedingungen für organische Materialien darstellen, erhalten Archäologen mit Hilfe von Unterwasseruntersuchungen tiefe Einblicke in die Lebensweise der frühen Siedlungsbewohner.
- Nach welchen Techniken wurden Dörfer konstruiert?
- Wie war der Stand der landwirtschaftlichen Entwicklung?
- Kann man Schlüsse ziehen hinsichtlich erster Formen der Metallverarbeitung?
Das Federseemuseum und der archäologische Moorlehrpfad
Da die Originalfundstätten im Moor für Besucher nicht zugänglich sind, macht das Federseemuseum in Bad Buchau das Welterbe und die Geschichte dahinter sichtbar. Im archäologischen Freigelände des Museums sind die Pfahlbausiedlungen authentischrekonstruiert. Außerdem zeigt eine Dauerausstellung neue und herausragende Funde und zeichnet so ein lebendiges, einzigartig spannendes Bild der frühen Geschichte Bad Schussenrieds und seiner Umgebung.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Federeemuseums und auf der Webseite von Federsee-Schussen. Eine ideale Ergänzung zum Museum bietet der 9,5 Kilometer lange archäologische Lehrpfad zu den Originalfundstellen im südlichen Ried. Der Pfad beginnt am Museum und führt an zahlreichen Pfahlbausiedlungen vorbei. Informationstafeln und Teilrekonstruktionen vermitteln Wissenswertes zur Natur- und Kulturgeschichte des Federsees. Weitere Informationen finden Sie hier.
Hintergrundinformationen
Keine andere Region in Europa hat bisher so viele Funde zum frühen Verkehrswesen geliefert, wie das Federseegebiet: neben den Funden aus Olzreute-Enzisholz stammen aus dem Federseeried Teile von acht weiteren großen Scheibenrädern der Jungsteinzeit. Zudem liegt ein bronzezeitliches Rad aus der "Wasserburg Buchau" vor, wo außerdem Wagenachsen geborgen wurden. Eine weitere Achse wurde 2015 im Zuge von Rettungsgrabungen in Oggelshausen entdeckt; es handelt sich hier um die Rohform einer bronzezeitlichen Wagenachse.
Die hervorragenden Konservierungsbedingungen im Moor haben hier ein ganzes Arsenal des frühen Transportwesens über Jahrtausende erhalten, zu dem auch mehrere Bohlenwege gehören. Für das Fahren mit Wagen im Moor wird eine feste Unterlage benötigt. Die Bohlenwege im Federseegebiet sind somit die ältesten Straßen im Lande. Die Wasserwege wurden mit Einbäumen erschlossen. Bisher sind aus dem Federseegebiet 56 Einbäume bekannt geworden.